Ein guter Freund von LaBelle teilte vor kurzem den Gedanken: „In diesen Zeiten greifen wir zur Poesie, wenn wir mundtot gemacht werden.“ Über die Implikationen dieses Statements eröffnet LaBelles Präsentation den Blick auf die Dichtkunst als eine besondere Strategie der Ermächtigung, die gegen herrschende Systeme der Unterdrückung anzutönenvermag. Dazu gehört auch ein Nachdenken über spezifische Fälle von dem, was LaBelle „negatives Zuhören“ nennt, was als ein Mittel zum Umgang mit verborgenen Dimensionen der Macht postuliert wird und oft nicht nur der Möglichkeit des Kontakts und des Gesprächs Form verleiht, sondern auch der Möglichkeit, entscheidende Partnerschaften mit Vermissten, Zurückgezogenen oder zum Schweigen gebrachten Menschen einzugehen. Es handelt sich hier um Gesten und Strategien, die aus dem Zuhören als eine poetische Kraft schöpfen, und durch welche die Bejahung einer Sprache, einer Politik und einer Kultur des Lebens möglich wird.
Eckdaten
- Ort
- Stadtgalerie Zwergelgarten
- Datum
- 20. 8. 24, 19:00 – 21:00 Uhr
Brandon LaBelle
Brandon LaBelle lebt als Künstler, Autor und Theoretiker in Berlin. In seiner Praxis befasst er sich mit Fragen der Handlungsmacht, der Gemeinschaft, der Piratenkultur und der Poetik, was zu einer Vielfalt von gemeinschaftlichen und außerinstitutionellen Initiativen führt, bisher unter anderem: The Listening Biennial and Academy (2021-), Communities in Movement (2019-23), Oficina de Autonomia (2017-), The Living School (mit South London Gallery, 2014-16), The Imaginary Republic (2014-19), Dirty Ear Forum (2013-21), Surface Tension (2003-2008) und Beyond Music Sound Festival (1998-2002). 1995 gründete er Errant Bodies Press, ein freies Publikationsprojekt zur Unterstützung von Klangkunst und Klangstudien, Performance und Poetik, künstlerischer Forschung und zeitgenössischem politischen Denken. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: Dreamtime X (2022), Acoustic Justice (2021), The Other Citizen (2020), Sonic Agency (2018), Lexicon of the Mouth (2014), Acoustic Territories (2010, 2019) und Background Noise (2006, 2015).
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