Sammy Baloji / Lotte Arndt
Sammy Baloji mit Lotte Arndt
31. 7. 19, 19:00 – 20:00 Uhr
Wie bildet sich Geschichte in Landschaft ab? Wie zeugt ein Objekt von seinen Verwandlungen und wie werden diese sichtbar? Sammy Balojis Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Geschichte in Artefakte und Landschaften einschreibt. Sie zeigt Spuren des Bergbaus in der Provinz Katanga in der Demokratischen Republik Kongo. Geologische Karten werden zu abstrakten Kompositionen, wenn sie von ihren Legenden getrennt werden. In der abstrahierten geometrischen Zeichnung eines rohen Minerals ist seine ursprüngliche Gestalt nicht mehr zu erkennen. Fotografien zerklüfteter Landschaften lassen nur indirekt auf Körper schließen, die hier gearbeitet haben. Sogar kupferne Patronenhülsen können widerstandslos als Blumenvasen zur Dekoration verwendet werden. Die konkreten historischen Lebensbedingungen und Arbeitsprozesse in der Bergbauregion werden so unsichtbar gemacht. Die Gewalt globaler Wertschöpfungsketten, die hier am Werk ist, verliert sich in durchaus verführerischen Bildern und Objekten, die ihren Ursprung negieren.
Die Spuren des Bergbaus in Salzburg sind in der Landschaft und im Reichtum der Stadt bis heute deutlich zu sehen. Ohne Parallelen zu suggerieren, lädt die Ausstellung die BesucherInnen zu einer aufmerksamen Betrachtung von Landschaften ein, und fragt, wie Bilder und Objekte von ihrer Herkunft zeugen.
Eckdaten
- Datum
- 31. 7. 19, 19:00 – 20:00 Uhr
Sammy Baloji
Sammy Baloji wurde 1978 geboren und ist in Lubumbashi (CD) aufgewachsen, einem Zentrum der Rohstoffgewinnung und ihrer kolonialen, postkolonialen und zeitgenössischen Verwicklungen. In seinen Fotografien und Installationen lässt er Realität und Repräsentation aufeinanderprallen, um gegenwärtige und vergangene Spannungen zum Vorschein zu bringen. Er durchforstet Archive, sucht in Architektur und Landschaft nach Spuren der Sozialgeschichte und klopft den Körper auf Erinnerungsspuren und Zeugnisse der Machtausübung ab. Er ist Mitbegründer der Picha Encounters, der Biennale in Lubumbashi.
Ausstellungen
Einzelausstellungen
2020 Smithsonian National Museum of African Art, Washington, D.C. Sammy Baloji, Lunds konsthall, Lund (SE). 2019 Congos, agments d’une histoire, Le Point du Jour/Centre d’Art Editeur, Cherbourg-en-Cotentin (FR). Extractive Landscapes, Stadgalerie Museumspavillon, Salzburg (AT). 2018 A blueprint for toads and snakes, Framer Framed, Amsterdam. 2016–2018 Sammy Baloji & Filip de Boeck – Urban Now: City Life in Congo, WIELS, Contemporary Art Center, Brüssel; Open Society Foundation, New York, NY (US); The Power Plant, Toronto (CA); Galerias Municipais/EGEAC, Lissabon. 2014 Hunting and Collecting: Sammy Baloji, Mu.Zee, Ostende (BE).
Gruppenausstellungen
2020 Belgian Art Prize 2020, BOZAR, Brüssel. Biennale of Sydney, Sydney (AU). 2019 FIKTION KONGO – Kunstwelten zwischen Geschichte und Gegenwart, Museum Rietberg, Zürich (CH). …And Other such Stories (mit Filip De Boeck), Chicago Architecture Biennial, Chicago, IL (US). Africa State of Mind, Museum of the African Diaspora, San Francisco, CA (US). Affective Utopia, DIST, Paris. 2018 Congo Stars, Kunsthaus Graz, Graz (AT). 2017 documenta 14, Athen & Kassel (DE). 2016 Why not ask again, 11. Shanghai Biennale, Shanghai (CN). 2015/16 La vie moderne, 13. Biennale de Lyon, Lyon (FR). 2015–17 Senses of time: video and film-based works of Africa, Smithsonian National Museum of African Art, Washington D.C.; LACMA, Los Angeles (CA). 2015 All the world’s futures, 56. Biennale di Venezia, Venedig (IT).

Lotte Arndt
Die Autorin und Kuratorin Lotte Arndt (Paris) begleitet die Arbeiten von KünstlerInnen, die sich kritisch mit der postkolonialen Gegenwart und blinden Flecken der Moderne auseinandersetzen und organisiert Kulturveranstaltungen, Filmvorführungen und Diskussionen. Sie co-kuratierte Candice Lin: A Hard White Body (2017, mit Lucas Morin im Bétonsalon, Paris, und 2018 im Portikus, Frankfurt/Main (DE) mit Philippe Pirotte); Tampered Emotions. Lust for Dust, Triangle France ( Juni 2018); One Sentence Exhibition, Kadist (August 2018); sowie das Forschungsprogramm The Vacation of the Museum. Decolonize Ethnographic Collections with Cinema (2016– 2018). Ihre Dissertation untersucht postkoloniale Aushandlungsprozesse anhand von Pariser Kulturmagazinen mit Afrikabezug (2013). Sie ist Mitglied der französischen KünstlerInnen- und AutorInnengruppe Ruser l’image und der Forschungsgruppe Global Art Prospective (INHA Paris), und publiziert über künstlerische Strategien zur Aushebelung eurozentrischer Narrative und Institutionen.
