Karla M. Rothstein
CIVIC-SOLIDARITY: new networks of repair
29. 7. – 17. 8. 24
Über den Kurs
In Zeiten zivilisatorischer Ungewissheit muss man radikale Fragen stellen und ihnen nachgehen, Fragen, die den erkannten Herausforderungen und Chancen Genüge tun. Frisches, kritisches Denken hat das Potenzial, erstarrte Zustände zu verändern und kann zum Katalysator für neue, reparierende Netzwerke werden.
Im Bereich der menschengemachten Ökosysteme und der kollektiven Arbeit der Stadtgestaltung drängt die bürgerliche Solidarität auf soziale Verbundenheit und Vitalität, und zwar an jenen Stellen, wo das Großstädtisch-Zivil-Kommunale und das Heilig-Erhaben-Mythologische zusammenkommen. Hier versteht sich das Sakrale als etwas Großes und doch Intimes. Erhebende Ehrfurcht vor und Respekt für alles Leben werden verinnerlicht, verschiedene Glaubensrichtungen akzeptiert, die ausschließenden Dogmen einzelner Lehren hingegen gemieden. Traditionell isolierte Aktivitäten werden aufgebrochen und gezielt neu verortet, um sie mit dem alltäglichen Leben zu verflechten, so dass Erinnerungsarbeit, Klage und Heilen gesehen und geteilt werden können.
Der Antrieb für die Forschung der Kursteilnehmenden ist die eigene Neugierde und Motivation. Sie wird Aufschluss über das Wesen und die Möglichkeiten von Infrastrukturen geben, die Vergänglichkeit und Akkumulation, Intimität und Kollektivität, Trauer und Heilung verhandeln. Die einzelnen Projekte werden sich mit der Frage befassen, was wir wertschätzen sollten, wo wir nachdenken können, an wen, was und wann wir uns erinnern, wie wir Prioritäten setzen, warum wir sammeln und wie wir Erinnerung manifestieren wollen.
Wir werden Friedhöfe in Salzburg besichtigen und dokumentieren, unsere eigenen Vorurteile und unterschiedlichen kulturellen Rituale beleuchten und uns mit neuen, nachhaltigen Technologien für die Leichenbeseitigung auseinandersetzen, um neue Möglichkeiten zu finden, die Toten zu ehren und unsere miteinander verwobenen Leben zu feiern.
Eckdaten
- Ort
- Festung Hohensalzburg
- Datum
- 29. 7. – 17. 8. 24
- Unterrichtssprache
- Englisch (Deutsch möglich)
- Maximale Anzahl der Teilnehmenden
- 20
- Co-Lehrender
- Tom McKeogh
- Teilnahmegebühr
- 890 Euro (ermäßigt 635 Euro)
Karla M. Rothstein
In Karla M. Rothsteins Forschung, Lehre und architektonischer Praxis verschränken sich Sterblichkeit, Materialität, Abstraktion und Liminalität. Sie gründete 2013 an der Columbia University das DeathLAB, bei dem sie die praktischen Komplexitäten von architektonischer Gestaltung und Bauweise mit dem Idealismus akademischen und künstlerischen Experimentierens vereinte, um so eine interdisziplinäre Initiative zur Auseinandersetzung mit der Komplexität der Sterblichkeit zu schaffen, die uns erdet und verbindet. Solide Konzepte, die mit wiederholter Analyse und Übertragung einhergehen, bilden das kritisch-seriöse Gerüst für die Projekte. DeathLAB arbeitet in den Randbereichen der Stadt, an teils-überraschend oder unwahrscheinlichen Orten, wo sich die Sphären der Intimität und der Kollektivität überschneiden.
Webseite
Ausstellungen
2021 A Section of Now: Social Norms and Rituals as Sites for Architectural Intervention, Canadian Centre for Architecture, Main Gallery, Quebec (CA). 2018ON SITE: Karla Rothstein, eine Installationsreihe mit Schwerpunkt auf architektonischen Experimenten und zeitgenössischen Praktiken von Architekten, Art OMI’s Benson Center, Ghent NY (US). DeathLAB: Democratizing Death, in der öffentlichen Design Gallery, 21st Century Museum of Contemporary Art, Kanazawa (JP). 2017 Modern Death, MoMA Research & Development Salon #19, Museum of Modern Art, New York, NY (US). 2015 BxW: Built By Women Awards Exhibition, mit Runner&Stone Bäckerei-Bar-Restaurant von LATENT Productions, Center for Architecture, New York, NY (US). 2014 AIANY 2014 Design Awards Exhibition, mit LATENT Productions, Center for Architecture, New York, NY (US). Modell von Constellation Park, das bei Christie’s ausgestellt und versteigert wurde; der Erlös ging zu gleichen Teilen an Maggie’s Cancer Care und Sir John Soane’s Museum, London (UK). 2002 Max Protetch Gallery: 49th Annual P/A Awards. 20+22 Renwick, Vorlage für die Entwicklung, New York, NY (US).
Publikationen
Rothstein, Karla. Post-Mortem: Sustainable Disposition and Spaces of Remembrance in the 21st Century Metropolis. Columbia University Press (Buchmanuskript derzeit im Peer-Review; erscheint in Kürze) Mitautorin: Christina Staudt
Rothstein, Karla, und Christina Staudt, Hrsg. The Future of the Corpse: Changing Ecologies of Death and Disposition. ABC-Clio Praeger Imprint. 2021
Karla Rothstein, „Mortal Agency“, in: A Section of Now: Social Norms and Rituals as Sites for Architectural Intervention, Canadian Centre for Architecture. 2021
Karla Rothstein und Christina Staudt, „Living Death: Confronting Mortality and Associated Practices of Care“, The Architectural Review, Augabe über Pflege, Nr. 1479 (März 2021)
Cool is Everywhere: New and Adaptive Design Across America, Michel Arnaud, Harry N. Abrams. 2020. Titelbild und Kapitel über das Greylock WORKS Projekt zum Umbau einer Industrieanlage, LATENT Productions
Karla Rothstein, „Democratizing Death: Long-Form Interview of Rothstein by Bernd Upmeyer Editor-in-Chief“, MONU (Magazine on Urbanism, Rotterdam) Nr. 31 After Life Urbanism, (Herbst 2019): 5-12
Karla Rothstein, The New Civic Sacred: Designing for Life and Death in the Modern Metropolis, in Sonderausgabe von MIT Design Issues „Mortality in Design“, mit Bildern von LATENT Productions und Columbia GSAPP DeathLAB, S. 29-41. Jg. 34:1 (Winter 2018)
Rothstein, Karla „Carbon Black.“ in: Fornabai, Michelle, Ink or V is for Vermillion as described by Vitruvius, An A to Z of Ink in Architecture, Columbia Books on Architecture and the City. 2014
Rothstein, Karla. „Reconfiguring Urban Spaces of Disposal, Sanctuary and Remembrance“ in: Ellens, J. Harold und Staudt, C., Hrsg. Our Changing Journey to the End: Reshaping Death, Dying, and Grief in America, Jg. I: Trends in How and Where We Die and Grieve, ABC-CLIO, Praeger Imprint. 2013.
American Masterworks, Houses of the Twentieth and Twenty First Century, Kenneth Frampton und David Larkin, Rizzoli, überarbeitete Ausgabe 2008 (mit Abb. von Rothsteins Ballston Lake House): 340-345