Künstler*innen besitzen oft ein Archiv von Bildern in ihrem Arbeitsbereich, um sich inspirieren zu lassen. Doch was ist die Beziehung und der Prozess zwischen dem Betrachten einer Sache und deren Integration in die künstlerische Arbeit – egal ob es sich um eine wörtliche oder abstrakte Integration handelt? Worin besteht die Anziehungskraft des Porträts einer Person, die für dieses Porträt sitzt? Das Betrachten ist ein Werkzeug. Es kann benutzt werden, wenn man nicht weiß, wo man mit der Arbeit an einem Kunstwerk beginnen soll. Es kann aber auch als ein Fundament dienen, das uns gut erdet, um unserer Fantasie Auftrieb zu geben.
Betrachten ist alles andere als eine passive Tätigkeit. Wenn das Schauen also eine produktive Tätigkeit ist, dann erzielen wir eine stärkere Wirkung eines einzelnen Werks, indem wir neben den künstlerischen auch unsere Fähigkeiten der Wahrnehmung entwickeln. Wir werden die Möglichkeit der Kollektivität in diesen Prozessen berücksichtigen. Können wir angesichts der globalen Beschleunigung der Bildproduktion etwas tun, um dieses kollektive Betrachten zu vermitteln oder gar in etwas Produktiveres umzuwandeln, als es oft scheint? Oder müssen wir an der sehr persönlichen Sphäre der unmittelbaren Erfahrungen festhalten und diese wertschätzen? Bei der Wahrnehmung geht es vielleicht nicht so sehr um unumstößliche Wahrheit und Wirklichkeit, sondern vielmehr um den Aufbau von Welten. Was bedeutet es, wenn wir eine Verbindung außerhalb jener Welt herstellen wollen, die wir um uns herum aufgebaut haben?
In diesem Kurs lernen die Studierenden, ihre Arbeit dadurch voranzutreiben, dass sie ihre Augen einsetzen. Wir beschäftigen uns damit, wie unterschiedliche Kunstwerke im Rahmen eines solchen Ansatzes analysiert werden. Durch die regelmäßige Objektbeschreibung, üben sich die Studierenden darin, zu artikulieren, wie ein Werk als Kommunikationsmittel dient. Diese gemeinsame Aktivität kann Überraschungen hervorbringen und vermittelt praktisches Wissen zur Verbesserung der Fähigkeit, Informationen in beliebig gewählte Medien zu übertragen.
Die Sessions des Kurses besitzen eher Gesprächscharakter und entsprechen weniger einem Vorlesungsformat. Gastreferenten berichten, wie sie das Betrachten in ihre Praxis integriert haben. Die übrige Zeit ist für Atelierarbeit und individuelle Beratungen vorgesehen.
Eckdaten
- Ort
- Festung Hohensalzburg / online (hybrid)
- Datum
- 2. – 14. 8. 21
- Mitzubringen sind
- Laptop/Tablet mit Kamera und Mikrofon, persönliche Materialien (Bilder oder Dinge, die regelmäßig nachgeschlagen werden und die direkt oder indirekt einen starken Bezug zu persönlichen Vorstellungen von Kunst haben), fertige oder fast fertige Arbeiten, Materialien für neue Arbeiten.
- Unterrichtssprache
- Englisch (Deutsch auch möglich)
- Co-Lehrender
- Oliver Riedel
Francis Ruyter
Francis Ruyter wurde 1968 in Washington DC geboren. Er beschäftigt sich mit den Themen Stil und Wiedererkennungswert bei der Bilderzeugung. Diese Arbeit verbindet er mit sozialen und technologischen Kräften, die das gegenwärtige Erleben und die historische Archivierung vorantreiben.
Am besten bekannt ist er für seine Arbeitstechnik mit sehr hohem Wiedererkennungswert. Diese bezieht sich auf fotografische Quellen und, eingegrenzt von Umrandungen aus gleichmäßig aufgetragenen schwarzen Linien, wird die Farbe unmoduliert, glatt und flach aufgetragen. Obwohl diese Technik oft als sein charakteristischer Stil bezeichnet wird, zieht er es vor, ihn als Darstellung eines Mediums zu betrachten, das vielleicht irgendwo zwischen Malerei und Fotografie liegt.
Im Jahr 2008 begann er, sein eigenes fotografisches Quellenmaterial durch das FSA/OWI-Archiv der Library of Congress mit Fotografien aus der Zeit der Wirtschaftsdepression zu ersetzen. Dabei verortete er konzeptionell „das Archiv“ als Subjekt, anstatt eigene Lebenserfahrungen abzubilden.
Die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern hatte für Ruyters stets einen hohen Stellenwert und ist ein wesentlicher Bestandteil seiner künstlerischen Praxis. Derzeit lebt er in Wien, wo er seit der Eröffnung der Galerie Lisa Ruyter im Jahr 2003 mehr als 30 Ausstellungen mit Werken anderer Künstler organisiert hat. Er war einer der Gründer von Team Gallery in den Jahren 1995/96–2001. Aktuell ist er Vorstandsmitglied der Vereinigung Bildender KünstlerInnen Wiener Secession.
Webseite
Ausstellungen
Einzelausstellungen
2020 Let Us Now Praise Famous Men, Neuer Kunstverein Wien. Such Wet Eyes, Song Song, Wien. 2019 Hurricane/Time/Image, FRANZ JOSEFS KAI 3, Wien. 2018 Let Us Now Praise Famous Men, Galeria Senda, Barcelona (ES). 2015 Let Us Now Praise Famous Men, Eleven Rivington, New York, NY (US). 2012 Let Us Now Praise Famous Men, CONNERSMITH, Washington DC. 2012 Let Us Now Praise Famous Men, Alan Cristea Gallery, London
Gruppenausstellungen
2020 God in reverse: When wisdom defies capture, The Richmond Art Galery, Richmond BC, CA (US). Spaces of no control, Austrian Cultural Forum, New York, NY (US). 2018 History in the Making, Alan Cristea Gallery, London. City Fabrics, ARCC, Wien. Queer, Kunstforum Montafon, Schruns (AT). 2017 Publishing as an artistic toolbox, Kunsthalle Wien. This is the sea, Big Mak / artmonte-carlo salon d’art, Monaco
